Auf den Steinen in den Aquarien sitzen auch – ja, die heißen wirklich so – Blumentiere: im Wattenmeer lebende Seedahlien, Seenelken, Schlickanemonen, Erdbeeranemonen. Grüne Tentakel wedeln wie im sachten Strom des Wassers, doch es sind die Bewegungen der Schlickanemone. „Sie wartet auf die Beute und sobald Futter gegen die Tentakel schwimmt oder treibt, schnappt sich die Anemone ihre Beute und zieht je nach Größe ein paar oder sogar alle Tentakel ein, um die Beute in Ruhe zu verdauen“, erklärt Bente Timm. Es sieht aus wie Würmer, die sich winden. Dennoch ist es seltsam faszinierend, diese Tiere zu beobachten. Grün, blau, rot, orange – es ist eine Farbenpracht, die man eher an den Korallenriffen im tropischen Meer vermutet als im grauen Watt. Dazu diese anmutigen und gleitenden Bewegungen ihrer Tentakel wie ein Tanz. Lockend, leicht und liebreizend. Doch tödlich für kleine Fische oder Schalentiere, die mit Farbe und Fangarm in diese Falle gelockt werden.
Diese Lebewesen wird man, obwohl es sie durchaus häufiger gibt, bei einer Wattwanderung nur dann entdecken, wenn man sehr genau hinsieht oder in fachkundiger Begleitung unterwegs ist. Denn wenn das Wasser weg ist, machen die Blumentiere zu, um nicht auszutrocknen – und dann sehen sie unscheinbar aus, graue Knubbel im Wattboden, manchmal versuchen sie noch, sich einzugraben. So ergeht es auch der Schlickanemone, die zu Beobachtungszwecken vom Aquarium ins Wattlabor überstellt wird. Sie sitzt kaum daumengroß in einem Becher mit Wasser auf einer Miesmuschel und hat erstmal zugemacht. Als das Blumentier zur Ruhe kommt, unter starkem Licht, unter starker Vergrößerung (denn besonders groß sind sie nicht), beginnt sie, sich langsam zu entfalten.